Gato Barbieri - Caliente
Der Tod zweier völlig unterschiedlicher Jazzmusiker hat mich doch mitgenommen: im Oktober 2016 starb Dave Pike, am 2. April 2017 folgte ihm Leandro J. ,Gato‘ Barbieri. So unterschiedlich auch ihr musikalischer Werdegang gewesen ist, so eindrücklich hat sich ihre Musik mir eingeprägt, auch dann, wenn sie - zum Missfallen der Jazzpuristen - ihren Stil im Verlauf ihres Lebens mehr ins melodisch Swingende hin änderten.
Kennengelernt habe ich Gato Barbieri durchs Radio: in den späten siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es auf NDR 3 am Samstagabend eine in vieler Hinsicht außergewöhnliche Sendung, die sich - wenn ich mich recht erinnere - ,Insalata Musica‘ nannte und ein buntes Sammelsurium an nicht- mainstreamiger Musik anbot. Zu hören waren unter anderem Sinfonien von Schostakowitsch, Spanische Madrigale gesungen von den King Singers und eben auch Jazz, wie z.B. Gato Barbieri mit Stücken aus seinem Album ,Fenix‘ und eben auch aus ,Caliente‘.
Streicher und Jazz, ganz gewiss ein Kapitel für sich: für einige fast ein No-Go und ein Verrat an der Ursprünglichkeit des Jazz habe ich nichts gegen den dezenten Einsatz von Streichern. Übel wird es dann, wenn die Streicher den Charakter einer Aufnahme quasi verändern und verwässern. Dasselbe gilt natürlich auch für Funk-, Pop-, oder Elektronikeinflüssen.
Aber zurück zu ,Caliente‘, das bei A&M in 1976 erschienen ist. Das Cover nennt eine ganz erkleckliche Anzahl an exzellenten Begleitmusikern, unter anderem Lenny White als Schlagzeuger, Joe Beck und Ralph Mac Donald als Gitarristen und Eddy Martinez, den nicht unbekannten Keyboarder, natürlich auch Bläser und Streicher, die sogar namentlich genannt werden. Herb Alpert hat die Musik in New York produziert.
Barbieri tritt nicht nur als Tenorsaxofonist in Erscheinung, sondern auch als Arrangeur, genau wie seine Frau Michelle. Er liefert mit dieser CD eine gekonnte Mischung aus modernem Jazz mit folkloristischen Einflüssen, Rock und wohl auch Popanklängen: Musik also, die gewollt eingängig ist. Wobei es gewiss eine reizvolle Aufgabe wäre, Barbieri noch genauer auf seinem musikalischen Weg davor zu begleiten, denn immerhin gab es ja auf dem Weg hin zu „Caliente“ auch andere, wesentlich rauere Klänge, z.B. auf den Alben „Fenix“, „Bolivia“ und „Under Fire“. Das mindert den musikalischen Ertrag für „Caliente“ für mich aber nicht: Diese Musik ist immer noch angenehm zu hören.
"Caliente", 1976 im Label A & M Records erschienen, ist nach wie vor lieferbar, entweder über den hoffentlich noch vorhandenen örtlichen Fachhandel oder aber auch über JPC.
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