Ute Haese – Makrelenblues
Nicht nur die großen Städte der Welt wachsen, auch Bokau wächst: Direkt neben dem ehemaligen Flüchtlingsheim ist das „Elysium“ entstanden, ein Altersheim der Luxusklasse. Was aber tun, wenn in diesem Heim innerhalb kurzer Zeit gehäuft Todesfälle vorkommen? Marga, die Freundin unserer Privatermittlerin Hanna Hemlokk, geht sehr schnell von einem Verbrechen oder sogar von einer Mordserie aus. Hanna dagegen ist skeptisch, verschafft sich dann aber dennoch einen Einblick in die nach außen sogar durch Rolltore völlig abgeschirmte Altenwohnanlage.
Es ist gar nicht so einfach, dort hineinzukommen, vorbei am aufmerksamen Pförtner namens Rudi Schenke, der jeden Besuch genau ausfragt. Drinnen trifft Hanna auf eine Welt für sich: In luxuriös eingerichteten Wohnungen rund um den „Leckertungplatz“ werben heimatgetränkte Platz- und Straßennamen und ein Kindergruppenbesuchsverbot um die Gunst der gutbetuchten Senioren. Im Gespräch mit Marga und einer Elysiumsbewohnerin, Sandrine Übich, erfährt Hanna weitere Einzelheiten zum Tod von Karl Lißner, einem geheimnisvollen betagten Womanizer, der sein gesamtes Vermögen ausgerechnet einer Mitarbeiterin des „Elysium“, Freya Schüssler-Knack, vermacht hat.
Die Bedingungen des Testaments rufen den Sohn des Toten, Sven Lißner, auf den Plan, der genau wie Marga davon ausgeht, dass irgendetwas am Tod seines Vaters faul ist. Sven beauftragt Hanna, nach Lissabon zu fahren, um herauszubekommen, was Karl Lißner dort in den Siebziger-/Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts unternommen hatte, denn sein großes Vermögen entstand genau in dieser Zeit.
Dumm nur, dass Hannas Freund Harry so rein gar nichts mit diesem Fall zu tun haben will. Er schlägt sich, da wenig beschäftigt, als Texter für Partnerschaftsportale durchs Leben und hofft, durch einen frisch geknüpften Kontakt zu einem ehemaligen Personenschützer von Uwe Barschel in der gleichnamigen Affäre zu neuen Resultaten zu kommen. Auch eine andere eher bodenständige Reportage über den neuerdings in Bokau ansässigen Taubenzüchterverein nimmt Harry auf Bitten Hannas nur unter Knurren an und macht sich sogar im dortigen Vereinsheim über das Hobby des Vereins und seiner Mitglieder lustig.
Aber Hanna lässt sich nicht ablenken und fliegt nach Lissabon. Dort findet sie tatsächlich eine ganze Menge über Karl Lißner heraus. Während der Ermittlungen zeigt sich in einem Telefonat mit Harry, dass dieser in höchster Gefahr ist. Erschrocken nimmt Hanna den nächstmöglichen Flug nach Hause und setzt sich in Bokau auf die Spur des Verschwundenen. Kaum ist sie wieder zu Hause angekommen, als eine ihr nicht bekannte, verdächtige weibliche Person an ihrer Haustür klingelt …
Einmal mehr ist Ute Haese mit „Makrelenblues“ ein spannender Lokalkrimi gelungen, gewürzt mit einer großen Prise Humor. Das Ende des Romans ist überraschend – nur so viel sei verraten: Es geht (auch) um die gefährliche Welt des World Wide Web und die Weltsicht einer ganz verschrobenen, bösartigen Alten.
315 Seiten „Makrelenblues“ kosten nur 13 Euro. Das Taschenbuch ist unter der EAN 978 3 7408 0790 0 im Verlag Emons erschienen, als neunter Teil der sehr unterhaltsamen Krimireihe rund um die Ermittlerin Hanna Hemlokk.
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