Endlich ist es soweit: Nach einer gefühlten Ewigkeit hat Dänemark seit dem 7. Juni 2021 seine Grenzen nach Schleswig-Holstein wieder geöffnet und Reisen nach Jütland sind jetzt ohne Quarantäne möglich. Und es gibt gleich zwei Reisebegleiter, die uns auf diesem Weg zuverlässig führen. Beide sind von Barbara Post und Stefan Lipsky, beide eröffnen uns einen eigenständigen, höchst unterhaltsamen Weg aus Schleswig-Holstein ins südliche Dänemark.
Dabei führt die Tour Nr. 1 von Haithabu nach Haderslev, also an der Ostsee entlang. Der Start ist in Schleswig, und an dieser 42 Seiten umfassenden Schilderung ist das Bauprinzip dieser beiden Reise(ver)führer gut zu erklären. Neben einem Abriss der Entstehung Schleswigs wird die Architektur der Stadt vorgestellt, denn die Gebäude erzählen uns spannende Geschichte(n). Ob es der Dom mit dem berühmten Brüggemannaltar aus dem Jahr 1521 ist, das Rathaus als Nachfolger einer Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert, der Plessenhof aus dem Jahr 1798, in dem heute die Touristinformation untergebracht ist: Immer erfahren wir von den Ursprüngen, der Nutzung und Entwicklung dieser Bauwerke.
Auch die moderne dänische Gemeinschaftsschule, A.P. Møller Skolen, wird beschrieben mit ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, der geschichtsträchtigen Fischersiedlung „Am Holm“ und der oft übersehenen, aber historisch eminent wichtigen Anlage des St.-Johannis-Klosters. Die Texte zu all diesen Themen sind knapp, das jedoch im besten Sinne. Schön ist die Ausstattung des Bändchens mit Fotografien zu den behandelten Themen. Muss ich erwähnen, dass auch Schloss Gottorf mit dem angeschlossenen Barockgarten und dem darin befindlichen Globushaus eine ausführliche Beschreibung mit wunderbarer Luftbildaufnahme erhält?
Auf dem weiteren Weg bewegen wir uns von der Schlei in die Landschaft Angeln, durch das reizvolle Flensburg, queren die Grenze bei Krusau, erreichen Kollund und Düppel, machen Rast in Sonderburg und Christiansfeld, bewegen uns durch Apenrade, folgen dem Ochsenweg und landen zum Schluss in Voyens und an der Königsau. Zwischen den Beschreibungen der einzelnen Orte gibt es in Blau gehaltene Sonderkapitel. In ihnen geht es um spezielle Themen wie zum Beispiel die romanischen Kirchen im Norden, die wunderbare Architektur eines der berühmtesten Klöster Dänemarks, das Lügumkloster, oder den Honigkuchen aus Christiansfeld. Apropos Honigkuchen: Am Ende jeder lokalen Beschreibung gibt es einen Hinweis auf „Essen und Trinken“ und auf eine ortsbezogene Webseite, die ganz in vielerlei Hinsicht weiterhilft und vertieft.
Die Tour Nr. 2 Von Eiderstedt nach Ribe führt uns an der Nordseeküste entlang, nämlich von Husum bis in die älteste und vielleicht schönste Stadt Dänemarks. Wieder begegnen wir einem informativen und leicht lesbaren Reiseführer, der uns gekonnt durch den Westen unserer Regionen leitet. Beginnend mit der überhaupt nicht „grauen Stadt am Meer“ Husum, die nicht allein wegen ihres weltweit bekannten Storm-Museums unbedingt eine Reise lohnt, kommen wir auf die kirchenreiche Halbinsel Eiderstedt. Über Friedrichstadt und Hollingstedt geht es weiter nach Niebüll und Leck, mit einem Abstecher zum wunderbaren Nolde-Museum in Seebüll.
Es folgt eine Kurzbeschreibung der Inseln Amrum, Föhr und Sylt sowie der Halligen. Über Tondern, Mögeltondern, Ballum und Scherrebek werden wir auf die beliebte Ferieninsel Röm geführt. Unsere Tour endet in der alten Domstadt Ribe mit ihren zahlreichen Altstadtstraßen. Für diese Stadt sollte man einige Zeit einplanen: Nicht nur der prachtvolle Dom, sondern auch das St. Catharina Kloster und die Museen sind mehr als eindrucksvoll. Auch in diesem zweiten Bändchen von Post und Lipsky wechseln sich Ortsbeschreibungen mit lesenswerten Zwischenkapiteln ab, und er ist ebenfalls liebevoll mit Fotografien illustriert. Eine Freude, darin zu blättern, zu suchen, zu finden! Wie schön, dass die beiden Bändchen keine Landesgrenzen kennen und ganz selbstverständlich eine bilaterale Erkundungsreise im Norden ermöglichen.
Und was machen alle, die in Schleswig-Holstein bleiben wollen? Sie kommen an einem weiteren Buch überhaupt nicht vorbei, an dem opulenten, trotzdem niedrigpreisigen Buch von Dirk Meier, „Zwischen Nord- und Ostsee“. Hier gibt es auf über 200 Seiten Tagestouren, die uns tief in die Geschichte des Landes einführen. Meier gliedert sie nach Regionen: er beginnt mit Flensburg und der Förde, kommt auf Nordangeln, Haithabu und das Danewerk, führt uns nach Schleswig und in den Schleiraum. Er begleitet uns von der Schlei zur Eidermündung, ermöglicht eine Besichtigung von Eiderstedt und zeigt uns den Norden Dithmarschens. Eine weitere Tour führt uns von Meldorf nach Brunsbüttel und von dort aus in die Elbmarschen. Der Band schließt mit Exkursionen nach Ostholstein, nach Sylt und auf die Halligen Hooge und Langeneß.
Es ist für Touristen wie für Einheimische eine große Bereicherung, sich von Meier durch die Geschichte der Regionen begleiten zu lassen, denn der Autor versteht es, auf allen zwölf Exkursionen sowohl die geschichtliche als auch die vor- und frühgeschichtliche Dimension der entsprechenden Landschaft nahezubringen. Sein Buch ist nicht nur mit Fotografien illustriert, sondern auch mit sorgfältig gearbeiteten Abbildungen und Diagrammen, sodass Interessierte einen schnellen Über- oder einen vertiefenden Einblick in die jeweilige Epoche gewinnen. Dem Verlag verdanken wir ein überzeugendes Layout, das uns einen frischen Blick auf Schleswig-Holstein ermöglicht.
Barbara Post, Stefan Lipsky: Von Eiderstedt nach Ribe, ISBN 978-3-8042-1538-2, €14,95
Barbara Post, Stefan Lipsky: Von Haithabu nach Haderslev, ISBN 978-3-8042-1537-5, € 14,95
Dirk Meier: Zwischen Nord- und Ostsee. Tagestouren in die Landesgeschichte, ISBN 978-3-8042-1540-5, € 29,95
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