Jim Marshall’s 1967 – Rock, Revolution and the Summer of Love in San Francisco

Stadtgalerie in Kiel 12. Juni bis 29. August 2021

 

Wer zurzeit Kiel besucht, sollte sie sich nicht entgehen lassen, die Ausstellung in der Stadtgalerie mit dem Titel „Jim Marshall’s 1967 – Rock, Revolution and the Summer of Love in San Francisco.“ Der größere Kontext ist der globale Protest der 1968er-Bewegung, der seinen Ausgang in den USA und dort speziell in San Francisco nahm. Jim Marshall, der dort geboren wurde, bildete eine schon historisch zu nennende Situation ab, eben jenen „Summer of Love“, ein hauptsächlich von Künstlerinnen und Künstlern initiierten Protest gegen den Vietnam-Krieg, eingebettet in ein ganz neues Hippie-Lebensgefühl. Drogenerfahrungen gehörten dazu, und so gibt es auch Aufnahmen von Timothy Leary, der dafür bekannt war, dass er den freien und allgemeinen Zugang zu psychedelischen Drogen wie LSD, Mescalin oder Psilocybin propagierte.

 

Zahlreiche, fast durchweg in Schwarzweiß gehaltenen Fotos zeigen Marshall in gänzlich unterschiedlichen Situationen: als Chronisten der Make-Love-not-War-Bewegung, als Begleiter ganz unterschiedlicher Musikerinnen und Musiker, deren Vertrauen er erworben hatte und die er in seiner unnachahmlichen Art porträtierte. Dazu gehörten Jimi Hendrix, dessen berühmte Gitarrenverbrennung er aufnahm, Janis Joplin, deren tragische Abhängigkeiten er während eines Backstage-Interviews auf seine Art festhielt. Und natürlich auch die ortsansässigen Bands wie Grateful Dead, Jefferson Airplane und The Charlatans auf verschiedenen Frei-Konzerten, unter anderem im Golden Gate Park.

 

Wer war Jim Marshall? Auf zahlreichen Plattencovern, die Arne Reimer aus seiner Sammlung zur Verfügung stellt, wird deutlich, dass Marshall auch über sehr gute Kontakte in die Jazz-Szene verfügte. Fotografien von Gabor Szabo, Herbie Hancock und anderen belegen dies. Denn Jim Marshall war bei den Plattenfirmen Atlantic Records und Columbia Records in den Sechzigern und Siebzigern unter Vertrag. Was er alles sonst noch unternahm, welche Buch- und Lebensprojekte er überhaupt vorantrieb, wird in einem Film deutlich, für den ein eigener kleiner Raum vorhanden ist. Marshall war ein vielfältig interessierter, durchaus politischer Fotograf, dessen Tod im Jahre 2010 ein sehr erfülltes Künstlerleben beendete.

 

Die Ausstellung in der Stadtgalerie kam aufgrund einer Städtepartnerschaft zwischen San Francisco und Kiel zustande. Mich haben die Fotos berührt und angesprochen: In ihnen zeigt sich bei aller Beschränkung auf die Schwarz-Weiß-Darstellung das Lebensgefühl einer vergangenen Epoche überaus deutlich.

 

Kaum zu glauben: Der Eintritt ist kostenlos. Ein kleiner Spendenkasten im Eingangsbereich sollte – so finde ich – eifrig bestückt werden. Denn diese Ausstellung und deren Kuratierung haben es verdient.

 

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