Auf der Homepage dieses Instituts in der Feldstraße 41 in Kiel ist sie angekündigt: die Ausstellung „Kreativ – Hier und jetzt!“ Eine besondere Ausstellung von Menschen mit Krebs vom 05.09. bis 29.09.2023. Durch den Hinweis einer Freundin wurde ich darauf aufmerksam und habe mir angeguckt, was sich dahinter verbirgt. Wobei der Veranstaltungsort ungewöhnlich ist, nämlich der Wartebereich eben jenes Krebszentrums.
Am 14. September bin ich dorthin gefahren, meine kleine Digitalkamera im Rucksack und natürlich neugierig, mit Fragen im Gepäck. Warum eine Ausstellung in diesem Bereich und nicht an einem anderen Ort? Und natürlich: Wie schafft man es, mit einer Krebsdiagnose, während oder auch nach der Behandlung in dieser Art kreativ zu sein, zu malen, zu texten, sich also einzubringen in den Kunstdiskurs der Stadt?
Die Bilder und Texte haben mich angesprochen, sogar sehr, manche wohl auch getroffen. Dabei sind sie – zumeist abstrakt gehalten – grundverschieden und in sehr individueller Farbigkeit. Aber immer eindrucksvoll umgesetzt, auch dann, wenn kein Titel vorhanden ist. Bei den Texten gibt es thematische Klammern, die den Heilungsprozess oder die Arbeit in der Krankheit zum Thema hatten. Sehr oft fällt der Begriff der Achtsamkeit, der Kreativität und auch der Dankbarkeit.
Da sich für mich an diesem Punkt weitere Fragen ergaben, habe ich nochmal nachgefragt und um Erläuterungen gebeten. Nein, solche Bilder entstehen nicht aus dem Nichts, sondern sie sind das Produkt eines Prozesses, der mit der Kunsthalle Kiel zu tun hat und einer kleinen Gruppe von Erkrankten, die sich schon über Jahre unter Anleitung einer kunsterfahrenen Vermittlerin alle 14 Tage zum gemeinsamen Malen oder Bearbeiten treffen. Und die sich danach wiederholt entschlossen haben, ihre Arbeit mit und in der Krankheit öffentlich zu machen. Ein großer, ein mutiger Schritt, der auch von Ärztinnen aus dem Karl-Lennert-Krebscentrum unterstützt wird.
Mit diesen Bildern wollen die Gruppenmitglieder beweisen, dass der Krebs nicht das letzte Wort hat, sondern die Hoffnung, die Freude, die neu gewonnene Balance. Dass auch dann, wenn es in der Behandlung Täler gibt, die Hoffnung zählt und nicht die Verzweiflung oder der Mangel an Kraft. Die Bilder sind also Farbe gewordene Hoffnung und Beweis für Lebenskraft und Mut. Damit kann eine Krankheit sogar Voraussetzung für Kunst sein. Natürlich sind die Bilder auch eine Einladung an einen größeren Kreis als den der Angehörigen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Meine Fotoauswahl ist sehr subjektiv; die Aufnahmen hätten technisch gewiss besser ausfallen können. Aber machen Sie sich doch selber ein Bild! Besuchen Sie die Ausstellung: Bis zum 29. September 2023 haben Sie dazu Zeit.
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