3. Sinfoniekonzert 2023/2024 „lust_voll“
Sagen Ihnen die Namen Friedrich Wilhelm Kücken oder Hans Sommer irgendetwas? Mir nicht – und viele anderen, die sich am 28. November 2023 in Schleswig in der A. P. Møller Skole um 19:30 Uhr zum dritten Sinfonie Konzert der aktuellen Saison eingefunden hatten, auch nicht. Ich freue mich, dass ich an diesem denkwürdigen Abend mein Repertoire erheblich erweitern konnte und trotzdem auch das eher Altvertraute zum Zuge kam. Aber eins nach dem anderen.
Das Konzert begann mit dem „Mondschein auf dem Meere“, ein Stück eines Komponisten aus Lüneburg, der im 19. Jahrhundert ein beliebter, bekannter Liederdichter war und danach in Vergessenheit geriet. Gemeinsam mit dem Schweriner Verleger Reinhard Wulfhorst bemüht sich die Solistin des Abends Sophia Maeno, Mezzosopran, seit Jahren um das Œuvre. Und wer ihrer weichen und dennoch durchsetzungsfähigen und sprechgewaltigen Stimme lauschte, wusste sofort, warum. Ich fühlte mich an Schubert und Mendelssohn erinnert; ein ganz wunderbares Stück Musik.
Ein weiteres Mal wandelte das Auditorium auf den Spuren eines Unbekannten. Mit Hans Sommers „Sapphos Gesänge“, einer Hommage an die bedeutendste Verfasserin von Gedichten in der griechischen Antike, gab es die Gelegenheit, dem wunderbaren Dialog in sechs Stationen zwischen Orchester und Sängerin zu folgen. Diesmal erinnerte mich die Musik mehr an die von Johannes Brahms. Auch dieses Stück war orchestral bestens musiziert und phantastisch gesungen.
Eingerahmt wurden diese Entdeckungen von zwei Klassikern: der vielseitigen Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“ von Peter Tschaikowski und der wuchtigen, aber zum Teil auch tänzerischen 4. Sinfonie von Johannes Brahms. Ein sichtlich gut gelauntes und unter energisch-behutsamem Dirigat von Generalmusikdirektor Ingo Martin Stadtmüller aufspielendes Schleswig-Holsteinisches Sinfonieorchester meisterte alle Klippen dieser spätromantischen Klassiker.
So erhielt die Ballett-Ouvertüre von Tschaikowski eine genau ausbalancierte Farbigkeit, die einen das Grau-in-Grau-Wetter der letzten Tage sofort vergessen ließ. Es stimmt: Hier wird, wie der Komponist meinte, allein „die Liebe“ verhandelt und alles, was dazu gehört, wirklich alles. Ein Erlebnis!
Die vielgestaltige letzte Sinfonie von Johannes Brahms war das I-Tüpfelchen für diesen schönen Hör-Abend. Kaum zu glauben, dass Brahms selbst an deren Erfolg zweifelte. Das Orchester nahm jede Note ernst und lieferte eine denkwürdig schöne Interpretation. Bläser und Streicher ergänzten einander, denn nie wurde nur in Einzelinstrumenten oder Gruppen gedacht. Alles klang wie aus einem Guss. Bravo!
Ich habe mich an diesem 28. November glänzend unterhalten. Karten für diese gelungene Mischung aus Alt und Neu gibt es dieses Jahr noch für den 1. Dezember in Rendsburg, den 2. Dezember in Itzehoe und den 7. Dezember in Husum. Machen Sie sich auf, es lohnt sich unbedingt. Und falls Sie es noch nicht getan haben, zeichnen Sie ein Abonnement für die nächste Spielzeit.
Kommentar schreiben