Dirk Meier, Wohin mit dem Wasser. Niederungsgebiete in Schleswig-Holstein
„Das von der schwarz-grünen Regierungskoalition nachgeschärfte Landeswassergesetz hat Befürchtungen vor Enteignungen privater Flächen ausgelöst. Im Kabinett ist die Neufassung verabschiedet, der finale Beschluss durch den Landtag steht noch aus, morgen berät der Umwelt- und Agrarausschuss.“ So beginnt ein Artikel von Frank Jung in den Schleswiger Nachrichten vom 3. Dezember 2024. Der Journalist berichtet über die möglichen Folgen des Gesetzes sowie über die kontroverse Diskussion zwischen den Vertretern der Landwirtschaft und der Grundstückseigentümer auf der einen, Vertreter des Umweltministeriums auf der anderen Seite.
Aber warum geht es eigentlich? Wer das neue Buch von Dirk Meier studiert, erhält eine gute Verständnisgrundlage für die immer wieder aufflammende Diskussion in Schleswig-Holstein. Denn wie sollen wir mit den hiesigen Niederungsgebieten im Kontext der Folgen verfahren, die der Klimawandel auch unserem Land auferlegt? Meier beginnt mit den geschichtlichen Voraussetzungen für die Geologie Schleswig-Holsteins, also den Warm- und Kaltzeiten im Holozän. Diese ermöglichten bestimmte Formen der Nord- und Ostseeküste und einen Anstieg des Meeresspiegels.
Am Beispiel der Eider-Treene-Sorge-Region verdeutlicht der Autor die historischen und aktuellen wasserbautechnischen Eingriffe seit 1864, die Trockenlegungen bestimmter Moorgebiete und das Hochwasserschutzmanagement bestimmter Teilgebiete, z.B. der Miele-Niederung, der Wilstermarsch, des Bongsieler Kanals und auch von Niederungen an der Ostseeküste.
Vorsichtig versucht der Autor ein Fazit angesichts der bekannten Gefahren. Durch den Klimawandel kommt es zu einem stetigen Anstieg des Meerwasserpegels. Die Niederschlagsmengen im Winter erhöhen sich, während sie sich im Sommer vermindern. Das hat enorme Konsequenzen nicht nur für den Deichbau, sondern natürlich auch für die Methoden der Entwässerung.
Unter anderem wird es ohne eine bedeutende Erweiterung der Retentionsräume nicht gehen. Siele und Schöpfwerke müssen mit großem finanziellen Aufwand saniert und erweitert werden. Die Wiedervernässung von Mooren ist angeraten. Die Nutzung von Flächen wird sicherlich ebenfalls überdacht werden müssen.
Vielleicht hilft als Orientierungshilfe bei allem ein Blick auf die Nachbarn, insbesondere auf die Niederlande, die seit Langem einen entschlossenen Umbau ihrer Küstenlandschaft betreiben – im Konsens aller politischen Kräfte. Denn eins ist sicher: Wir werden in Schleswig-Holstein nicht gegen das Wasser, sondern mit ihm leben müssen.
Sowohl Dirk Meier als auch dem Verlag Boyens ist zu danken, denn durch das vorzügliche Layout und durch klare grafische Darstellungen erschließt sich der durchaus anspruchsvolle Text deutlich leichter. Und einmal mehr gelingt es diesem Buch klarzumachen, dass regionale Probleme nicht vom großen politischen Ganzen zu trennen sind.
Dirk Meier, Wohin mit dem Wasser? Niederungsgebiete in Schleswig-Holstein ist unter der EAN 978 3 8042 1578 8 erschienen und kostet € 34.
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