Maximilian Erhardt - Diminutions

Ist eingängig immer ein Synonym für gut? Ich glaube: nein. Und die gerade erschienene CD „Diminutions“ von Maximilian Ehrhardt im kleinen, aber sehr feinen und bereits seit 2008 existierenden Berliner Plattenlabel Carpe Diem Records beginnt denn auch folgerichtig mit einem modernen Stück von Bernhard Lang (* 1957), Game 10-4-1 Diminuendo. Erst danach hören wir das Pendant dazu: Ancidetemi pur d’Archadelt passagiato, von Frescobaldi im Jahre 1627 komponiert.

 

In insgesamt sechs Blöcken stellt Ehrhardt jeweils ein Stück neuer Musik in ein durchaus kontrastreiches Verhältnis zu einem Gegenstück der alter Musik: wie erwähnt Bernhard Langer versus Girolamo Frescobaldi, Kate Moore versus Manuel Coelho, Malte Giesen versus Jan Pieterszoon Sweelink, Chikage Imai versus Francisco de Arauxo, Ian Wilson versus Peter Philips und Natalia Rangel versus Giovanni Maria Trabaci.

 

Ausführlich erklärt Erhardt im Booklet die Genese und Entwicklung der „Arpa Doppia“, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Antwort auf die musikalischen Forderungen der Zeit entstand. Monteverdi setzt sie in seiner Oper „Orfeo“ an prominenter Stelle ein. Aber insgesamt wurden gerade mal zehn Kompositionen speziell für dieses Instrument geschrieben. Die Zahl der Stücke, in denen sie als Begleitinstrument auftaucht, ist weitaus größer.

 

Die Musikerinnen und Musiker der Jetztzeit sind also gehalten, neues Material für die italienische chromatische Harfe zu entdecken. Dabei ist es durchaus legitim, Werke für Laute, Orgel oder Cembalo auf die Harfe mit ihren speziellen klanglichen und spieltechnischen Eigenschaften zu übertragen. Durch diese Adaptionen erhält die Arpa Doppia quasi eine Brückenfunktion zwischen ganz alter und zeitgenössischer Musik.

 

Und so erklärt sich auch der Titel: „Anders als bei Trillern oder Vorhalten, geht es bei der Diminution darum, fließende Übergänge zwischen den Tönen zu schaffen und die melodische Linie mit komplexeren, schnelleren Figuren anzureichern.“ So Maximilian Ehrhardt.

 

Ein reizvoller, kontrastreicher Klang zeigt sich auf diesem im Übrigen hervorragend gestalteten Album. Es lohnt sich, diese Musik und ihre gekonnten Erläuterungen mehrfach anzuhören bzw. zu lesen. Das Album erschließt ein unbekanntes Terrain für den neugierigen und suchenden Hörer. Sicher, die Musik ist nicht immer eingängig, aber spätestens ab dem zweiten Hören faszinierend.

 

Das Album ist unter der Nummer 4032324163389 bei Carpe Diem Records erschienen und ab dem 11. Februar 2025 im Handel erhältlich.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0